Verhinderte Ausfahrten
- Bérénice Schneider

- 30. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Jan. 2023
Letzten Sommer wollten wir einen Ausflug machen. Das Wetter war herrlich, die Sonne schien, die Vögel trillerten… Sie können es sich vorstellen: traumhaft. Es schien ein perfekter Tag, um den Ferrari mal wieder zu bewegen. Er ist einer von vier Wagen, die wir über den südlichen Teil der Republik verteilt haben und bei Gelegenheit herausholen und fahren.
Wir verließen also gut gelaunt das Haus; mein Partner ein wenig vor mir, wollte schon mal den Roten warmlaufen lassen. Der hatte ja einige Monate gestanden. Durch die geöffnete Haustür horchte ich nach dem Achtzylinder des 355 – hörte stattdessen nur Fluchen.
Als ich kurz darauf die Haustür abschließen wollte, bereit für unsere Ausfahrt, tauchte mein Liebster wieder auf. Er wirkte grantig. Zur Sicherheit flötete ich: „Ich komme sch-“, doch er unterbrach mich. „Musst du nicht. Der verdammte Karren springt nicht an. Batterie leer.“
Wir schaffen es aus diversen Gründen einfach nicht, an sämtliche Eventualitäten zu denken, damit alle Autos dauerhaft einsatzbereit sind.
Ehrlich gesagt: Ich war nicht übermäßig überrascht, nur enttäuscht. Es ist einfach so, dass wir es aus diversen Gründen nicht schaffen, an sämtliche Eventualitäten zu denken, damit alle Fahrzeuge dauerhaft einsatzbereit bleiben. Die Kosten spielen da nicht einmal eine Rolle, denn am Kundendienst wird keinesfalls gespart. Entsprechend ist übrigens der Ferrari auch – Binsenweisheit! – der mit Abstand teuerste Wagen in unserem Fuhrpark. Aber er ist als Kostbarkeit nicht so leicht und unproblematisch greifbar wie unser Laternenparker, der Mazda MX-5 (NA). Den hat uns ein Kollege in einer schwachen Minute überlassen und beklagt diesen Verlust bis heute.
Warum? Deshalb: Es gibt nur wenige Schätzchen, die selbst dann noch dankbar und unproblematisch sind, wenn sich ihr Eigentümer kaum um sie kümmert. Der MX-5 muckt nie, springt selbst nach winterlangen Standzeiten sofort an und bringt zudem ehrlich gesagt auf verschlungenen Waldsträßchen mehr Vergnügen als alles andere, was wir bislang im Fuhrpark hatten. Auch habe ich es noch nie erlebt, dass ich bei einem zufälligen Blick auf den rechten Vorderreifen kurz vor dem Einsteigen(-Wollen) feststelle, dass diesem Luft fehlt – zuviel Luft, um noch zur nächsten Tankstelle zu kommen. Diese Begebenheit verhinderte beispielsweise bei meinem Mercedes SLK einen Ausflug.
Beim Ferrari ist es besonders kompliziert, die Batterie zu tauschen: Zunächst montiert man das rechte Vorderrad ab, es folgt die Batterieabdeckung im Radkasten, dann erst der Akkumulator.
Übrigens war selbst beim Mazda irgendwann die Batterie leer. Kein Problem: Sie sitzt gut erreichbar im Kofferraum, lässt sich lösen, herausheben, Neue rein, anschließen, fertig – losfahren. Das kann sogar jemand ohne ausgeprägte praktische Fähigkeiten. Warum wir nicht einfach ähnlich tatkräftig die Batterie beim Ferrari getauscht haben, fragen Sie?
Hier kommt die Besonderheit einer besonderen Marke ins Spiel: Es ist nämlich besonders kompliziert, bei diesem Modell die Batterie zu tauschen. Dazu muss man zunächst das rechte Rad abmontieren, dann die Batterieabdeckung vorn im Radkasten abschrauben. Schon erreicht man den Akkumulator.
In einer Werkstatt keine Schwierigkeit, sondern lediglich lästig. In einer herkömmlichen Doppelgarage etwas komplexer. Denn rechts ist die Wand im Weg. Chassis hochbocken, breites Rad weg – das geht eher nicht. In dieser Konstellation beginnt die Aktion zunächst mit dem Herausschieben der Karosse. Hätte man ja noch machen können, hätte aber nix gebracht: Denn es war natürlich ein Sonntag und damit kein Shopping-Tag für Autozubehör.
Ein Freund von uns kennt so etwas nicht: Seine Autos sind alle und immer fahrbereit, jedes hängt an einem Batterie-Trainer. Er investiert viel Zeit in die regelmäßige Wartung. Also sehr viel Zeit. So viel Zeit, dass er keine mehr fürs Fahren hat. Sein Hobby ist das Autoschrauben – unseres aber eher das Autofahren.


Schade....